Erfolgsstory Kerstin Held

Inklusion einfach machen

Ihre Lebensgeschichte mit den Erlebnissen mit ihrer Schwester mit Behinderung und ihr Engagement für Pflegekinder mit Behinderung machen sie weit über die Grenzen der Wesermarsch hinaus bekannt: Kerstin Held. Die gebürtige Münsterländerin lebt seit 2009 mit ihren Pflegekindern mit Behinderung (16, 8, 6 und 3 Jahre) in Ovelgönne und möchte – wie sie selbst sagt – „in dieser lebens- und liebenswerten Region alt werden“.

Kurzinfo: Kerstin Held

Kerstin Held lebt mit ihren vier Pflegekindern mit Behinderung in Ovelgönne. Die Ergotherapeutin, Fachbereich Rehabilitation, und Eventmanagerin ist Vorsitzende des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder (BbP) und hat über ihr Leben ein Buch mit dem Titel „Mama Held – Jedes Kind hat ein Recht auf Familie“ veröffentlicht.

„Meine nichtsprechenden Kinder erzählen mir jeden Tag eine Geschichte.“

Kerstin Held, Pflegemutter und Buchautorin
Wie alles began:

Alle, die mit Kerstin Held ins Gespräch kommen, stellen schnell fest: Sie ist eine „Überzeugungstäterin“, die ein besonderes Denken kennzeichnet, wenn es um den Umgang mit Menschen mit Behinderungen geht. „Als ich das erste Mal das Wort Inklusion gehört habe, dachte ich: Aha, die Gesellschaft hat extra einen Begriff definiert für etwas, was für mich durch den täglichen Umgang mit meiner Schwester mit Behinderung wie selbstverständlich dazu gehört.“

Sie habe einige Jahre als Ergotherapeutin, Fachbereich Rehabilitation und danach als Eventmanagerin gearbeitet und dabei gemerkt, dass „Show-Business“ nicht ihre Welt sei. Da sie sich aufgrund einer erblichen Krankheit in ihrer Familie entschieden hatte, selbst keine Kinder zu bekommen, habe sie im Jahr 2000 das erste Pflegekind mit Behinderung aufgenommen und es sei dann das Schicksal gewesen, dass „das alte Pfarrhaus im Ort hier zu kaufen war und wir hier unser liebenswertes Zuhause gefunden haben“. Zunächst habe sie mit Partnern Ferienfreizeiten für Kinder mit Behinderung („Die Wesermarsch ist dafür ideal, weil hier Inklusion in vielen Bereichen bereits gut gelebt wird“) organisiert und sich dann später auf die Arbeit als Vorsitzende des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V. (BbP) konzentriert. Held bringt es für sich auf den Punkt: „Solange wir als Gesellschaft noch das Wort Inklusion brauchen für etwas, was selbstverständlich ist, gibt es noch viel zu tun. Mein Credo ist: Einfach machen.“ Weniger Bürokratie, weniger Diskussionen seien wichtig.

Inklusionsforum Wesermarsch soll Akzente setzen

Aus Helds Sicht müsse das gesellschaftliche Miteinander anders gedacht und viel früher umgesetzt werden. „Ich wünsche mir inklusive Krabbelgruppen in der Wesermarsch und dass es bei den Minikickern im Fußball selbstverständlich ist, dass auch Kinder mit Einschränkungen mitspielen“. Ebenfalls sollte es dazu gehören, dass „auch meine Kinder wie jedes andere Kind zu Geburtstagen eingeladen werden“. Held hat sich das Ziel gesetzt, ganz klare praktische Erleichterungen im Alltag zu erreichen. Das beginne beispielsweise bei Piktogramm-Schildern auf dem Spielplatz („Die versteht jeder und darüber können auch Kinder ohne Probleme kommunizieren.“). Sie nutze heute jede Möglichkeit, ihre Ziele in der Öffentlichkeit zu platzieren – sei es in Fernsehdokumentationen, Vorträgen oder durch das Schreiben eines Buches. Held: „Meine nichtsprechenden Kinder erzählen mir jeden Tag eine Geschichte. Diese Geschichten und meine Erfahrungen habe ich in dem Buch niedergeschrieben.“ Unter dem Titel „Mama Held – Jedes Kind hat ein Recht auf Familie“ wolle sie Menschen motivieren, auch bei Sorgen den Kopf nicht gleich in den Sand zu stecken. „Wenn meine Erzählungen nur eine Familie motivieren, ein Kind mit Behinderung in Pflege zu nehmen, hat es sich gelohnt.“

Für die nächsten Jahre wolle Held einiges in der Wesermarsch im Umgang mit Menschen mit Behinderung in der Wesermarsch voranbringen. Held: „Auch wenn die Region schon sehr weit ist: Es gibt noch allerhand zu tun. Das als Einzelkämpferin zu machen, ist auf Dauer schwierig. Um noch stärker gehört zu werden, gehe ich in die Gemeinde- und die Kreistagspolitik.“ Ihre Erfahrungen als Bundesvorsitzende würden ihr dabei helfen, um mit Unterstützung auch von höherer politischer Ebene eine Modellregion Wesermarsch mit auf den Weg zu bringen. Mit dem frisch gegründeten Inklusionsforum Wesermarsch „bin ich überzeugt, dass wir bei dem für mich normalsten der Welt, gemeinsam mit Menschen mit und ohne Behinderung zufrieden zu leben, große Schritte nach vorne kommen“.

Kontakt

Kerstin Held
Ovelgönne
www.kerstinheld.com

Neugierig auf die Wesermarsch geworden ?

Hier kannst du ankommen und durchatmen. Wir bieten Platz für Ideen und dazu gute Luft und viel Natur. Willst du dir auch deinen Traum erfüllen?

Weitere Erfolgsstories aus der Wesermarsch: