“Du sag mal, wie ist das so beim Roten Kreuz zu arbeiten?” – ein Interview mit Peter Deyle

Peter, bist du zugezogen oder gebürtiger Wesermärschler?

Ich bin als gebürtiger Schwabe 1990 aus dem Großraum Stuttgart in die Wesermarsch gezogen, habe dann bis 2009 in der Stadt Oldenburg beim DRK gearbeitet. Seit 2009 bin ich bei DRK in der Wesermarsch als Kreisgeschäftsführer tätig.

 

Was hat dich in die Gegend verschlagen?

Weg aus den süddeutschen Ballungsgebieten dahin, wo das Geld wesentlich mehr wert ist. Das war der Ursprungsgedanke. Und wenn schon weg, dann auf jeden Fall Richtung Nordseeküste. Dann kam das Jobangebot in Oldenburg und die sofortige Entscheidung für das Landleben in der Wesermarsch. Elsfleth kannte ich bereits aus der Literatur der alten Segelschiffe und aus diversen Urlaubsreisen.

Was macht das Leben in der Wesermarsch für dich besonders?

Viel Platz zum Wohnen und für Platz aufwändige Hobbys (Ich hatte für meinen Privatgebrauch zwischenzeitlich 4 Fahrzeuge, hier kosten Stellplätze wenig Geld). Außerdem finde ich durch die moderaten Immobilienpreise das Miteinander von unterschiedlichsten Einkommensstrukturen sehr reizvoll.

Kannst du uns ein bisschen über deine Tätigkeit beim Deutschen Roten Kreuz Wesermarsch erzählen? Was sind eure Hauptaufgaben? Was ist deine Rolle?

Als Kreisgeschäftsführer bin ich im Hauptamt die oberste Führungsebene und für derzeit 38 hauptamtliche Mitarbeiter verantwortlich. Der DRK Kreisverband Wesermarsch umfasst den gesamten Landkreis Wesermarsch. Der KV Wesermarsch gehört zum Landesverband Oldenburg des Deutschen Roten Kreuzes.

Die vielfältigen hauptamtlichen Aufgaben sind: Lehrgänge für Erste Hilfe, Mutter-Kind-Kurvermittlung, Haus-Notruf, Menüservice, Suchdienst und Familienzusammenführung, entlastende Dienste für Pflegebedürftige, Migrationsberatung, Asylverfahrensberatung und weitere Migrationsarbeit. Mitarbeit im Katastrophenabwehrstab des Landkreises.

 

Mitarbeit in der Kreisarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege:

Unsere ca. 70 ehrenamtlichen Helfer haben verschiedenste Tätigkeitsbereiche. Da gehören zum Beispiel: der Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen, Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe, Rettungsdienst, Verbreitung der Kenntnisse der Genfer Rotkreuz-Abkommen und des humanitären Völkerrechtes, Amtliches Auskunftsbüro nach den Genfer RK-Abkommen, Personenauskunftsstelle für den Landkreis bei Katastrophenfällen, Verpflegung von Einsatzkräften, Allgemeine Sozialarbeit vor allem für Senioren, Jugend-RK sowie die Betreuung von Blutspende-Terminen.

Was macht das Arbeiten in der Sozialwirtschaft in der Wesermarsch für dich besonders?

In der Wesermarsch geht es sehr „hemdsärmelig“ zu. Man findet leichten Zugang zu den Behörden, man kennt sich, und auch wenn man nicht immer einer Meinung ist, die Türen sind immer ehrlich und unbürokratisch geöffnet. Das macht das Arbeitsleben deutlich einfacher als in anderen Regionen. In den vergangenen Krisenjahren haben mich dafür manche Kollegen sehr beneidet.

Gibt es etwas, worauf du in deiner Arbeit beim DRK Wesermarsch besonders stolz bist?

Was würdest du jemandem sagen, der mit dem Gedanken spielt, in die Region zu ziehen?

Wenn du keine Elbphilharmonie brauchst, wenn du teure Hobbys wie Pferdesport, Segeln u.v.m auch mit einem schmaleren Geldbeutel betreiben möchtest, wenn du dir einen hohen Wohnwert bezahlbar schaffen möchtest, wenn du auf den ganzen Großstadtwahnsinn zu verzichten bereit bist, wenn du Ecken suchst, wo du stundenlang alleine sein kannst und in Kauf nimmst, trotz durchaus berechtigter Klimadiskussion für die vorweg genannten Möglichkeiten Mobilität mit dem KFZ in Kauf zu nehmen, dann bist du hier goldrichtig.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir für die Wesermarsch (oder die Sozialwirtschaft in der Wesermarsch) wünschen?

Dass die Menschen in der Wesermarsch erkennen, was für einen hohen Wohnwert sie haben. Bei 80 Millionen Deutschen sind wir alle in der Wesermarsch sehr privilegiert. Für die Sozialwirtschaft wünsche ich mir von Politik und Verwaltung weniger Kirchturmdenken. Es geht um den gemeinsamen Landkreis und nicht um einzelne kommunale Befindlichkeiten.